Wie vermeidest Du Leid und Drama?

1. September 2019

 

Ich verbringe gerade Zeit in Nordindien bei der Familie meines Mannes. Das heißt, acht Menschen, drei Generationen und dazu auch noch unterschiedliche Kulturen, leben auf moderatem Raum zusammen. Es ist gerade Monsun, also nicht nur sehr heiß, sondern auch feucht. Die Möglichkeiten nach draußen, oder sich sonst irgendwie aus dem Weg zu gehen, sind limitiert. Die Auswahl beläuft sich auf Essen, Kaffeetrinken oder Shoppen gehen – üblicherweise eines nach dem anderen. Aber wie oft kann man das machen? Ich für meinen Teil nicht so oft.

 

Wenn unterschiedliche Menschen für einen längeren Zeitraum auf engem Raum zusammenkommen und miteinander interagieren, kann es schnell zu Anspannungen kommen. Die Stimmung steigt und fällt und ich fühle mich gerade ein wenig wie auf einer Achterbahn.

 

Ein kleines Drama hier, ein größeres Drama da, noch mehr Drama ganz woanders. Die Emotionen schaukeln sich hoch und in manchen Fällen geraten sie regelrecht aus dem Ruder. Herzlich willkommen in der menschlichen Natur.

 

Woher kommt all das Leid und Drama?

Fragst Du Dich manchmal, wo all der Schmerz und das Leid in der Welt herkommen?

 

Die Antwort liegt versteckt hinter unseren Erwartungen und unserer Wahrnehmung.

 

 

Mit Erwartungen erreichst Du rein Garnichts

Wir alle haben bestimmte Erwartungen. Wir erwarten ein gewisses Verhalten von unseren Mitmenschen. Wir erwarten, dass unser Leben sich wie von uns gewünscht entwickelt. Wir erwarten sogar von der Welt, dass sie sich auf bestimmte Art und Weise dreht – bestmöglich natürlich bitte um uns herum.

 

Heute möchte ich die Erwartungshaltung gegenüber unseren Mitmenschen einmal näher betrachten.

 

Wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden, kann es sein, dass wir traurig, frustriert; und manchmal sogar wütend werden. Verharren wir zu lange in einer dieser Emotionen, entwickelt sie sich in eine Stimmung/Laune und das verursacht Schmerz und Leid.

 

Dieses Phänomen konnte ich über die letzten Tage in meiner angeheirateten Familie hier in Indien beobachten und erleben. Die Erwartungshaltung ist extrem hoch, da wir uns nur alle paar Jahre einmal für ein paar Tage sehen. Das hat zur Folge, dass Frustration, Ärger und Wut noch schneller auftreten können. Eins gibt das andere und schon haben wir das Drama.

 

Wir alle erwarten gewisse Dinge voneinander. Die Frage ist, ob Du das, was Du erwartest, auch Deinen Mitmenschen mitteilst. Fragst Du sie, ob sie bereit sind, Deinen Erwartungen nachzugehen, sie zu erfüllen?

 

Die meisten von uns können keine Gedanken lesen, haben keine Glaskugel, und generell sind wir alle ziemlich schlecht in Sachen Telepathie. Wirf all das in einen Topf, gib eine Brise mangelnder Kommunikation hinzu und rühre gut um. Voilà, da sind Deine Schmerzen und Dein Leiden. In meinem Fall das Bollywood Drama schlechthin.

 

Okay, lass uns die schöne Seite des Lebens betrachten. Lass uns darüber nachdenken, wie wir aus dem Dramasumpf wieder herauskommen, oder, noch viel besser, wie wir ihn vermeiden können. Nur Du allein kannst etwas verändern.

 

 

Kommunikation ist der Schlüssel

Einer meiner Leitsätze ist: Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation … J. Meistens ist sie so simpel, wenn wir sie nur angemessen anwenden würden:

 

Schritt # 1:

Erzähle Deinen Mitmenschen, was Du von ihnen erwartest (falls möglich auf freundliche Art und Weise) und lass sie wissen, weshalb es wichtig für Dich ist.

 

Schritt # 2:

Frage sie, ob sie bereit sind, Deine Erwartungen zu erfüllen und in welchem Umfang.

 

Ist die Antwort ‘Nein’, folgt

Schritt # 3:

Falls die Antwort ‘Nein’ ist, akzeptiere es. Es ist ihr gutes Recht, Nein zu sagen und sie verdienen Deine Akzeptanz, Deinen Respekt und Dein Verständnis.

 

Mache Dir selbst klar, dass ein Nein nicht das Ende der Welt ist. Höchstwahrscheinlich hat ein Nein nichts mit Dir zu tun und bedeutet noch lange nicht, dass Du diese Person nie wieder um etwas bitten kannst. Es ist, einfach, was es ist: ein Nein, jetzt und hier, in diesem Moment, nichts weiter. Morgen kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Damit will ich nicht sagen, dass Du Deine Mitmenschen jetzt jeden Tag mit dem gleichen Anliegen nervst, ich möchte nur feststellen, dass sich alles ändert, jeden Augenblick.

 

Überlege Dir, wem Du Dein Anliegen noch vortragen könntest, oder – noch besser – wie Du Deine eigenen Bedürfnisse erfüllen kannst.

 

Ist die Antwort auf Schritt #2 „Ja“:

Freu Dich und genieße Dein Leben.

 

Wenn Du Deine Erwartungen kommunizierst, erlaubst Du den anderen zu entscheiden, ob sie Dir helfen können und wollen oder nicht. So kreierst Du entspannte Beziehungen mit Deinen Mitmenschen und erhältst Unterstützung von den Menschen, die es auch wirklich gerne tun.

 

Nun lass uns die zweite Dramazutat, die Wahrnehmung, ansehen.

 

„Always look on the bright side of life“

(Eric Idle)

Tatsächlich gibt es so etwas wie eine objektive Welt. Es ist unsere physische Welt: Felsen, Bäume, Bäche und Seen, etc., alles das wir irgendwie erfühlen können. Dann ist da noch unsere innere Welt – unsere Realität – die wir mit unseren Gedanken kreieren.

 

Nicht die Ereignisse in unserem Leben verursachen unser Leid, es sind die Gedanken, die wir uns über diese Ereignisse machen. Was Du auch immer erlebst, ist einfach das, was es ist, ein Ereignis, nicht mehr und nicht weniger. Das ist eine Tatsache. Was Du über ein Ereignis denkst, wie Du es erlebst; und welchen Gedanken und Emotionen Du erlaubst aufzutauchen, nachzuhängen und diese eventuell sogar zu verstärken und zu manifestieren liegt ganz und gar bei Dir alleine.

 

Du bist ein Schöpfer. Du erschaffst Deine Wahrheit, Deine Realität, Deine Welt.

 

Erlaube mir bitte, noch einmal meine indische Familie als Beispiel zu nehmen; und ich hoffe inständig, dass sie mir das vergeben. Bitte vergiss nicht, das ist nur ein Beispiel. Wahrnehmung ist ein potentieller Krisenfaktor in allen Deinen Wahrnehmungen, damit Deinem Leben und natürlich auch Deinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Also zurück zu meiner Schiegerfamilie: Die Muttersprache der meisten Familienmitglieder ist Hindi und/oder Punjabi, meine Muttersprache ist Deutsch und dann ist da noch diese „Brückensprache“ Englisch, die fast alle mehr oder weniger sprechen. Diese Tatsache an sich ist schon eine große Herausforderung. Als ob interpersonelle Kommunikation nicht schon kompliziert genug innerhalb einer Kultur mit derselben Sprache wäre. In diesem Fall haben wir unterschiedliche Kulturen und drei Sprachen, die aufeinanderprallen.

 

Es kommt vor, dass Familienmitglieder in ihrer Muttersprache, Hindi, miteinander sprechen und mein Name immer wieder auftaucht.

 

Was denke und fühle ich, wenn mein Name in Gesprächen auftaucht und ich nicht verstehe, worum es geht?

 

Nun, wenn ich ein mangelndes Selbstbewusstsein, oder eine Tendenz zu negativem Denken hätte, könnte meine Wahrnehmung folgende sein:

 

„Na klar, da haben wir es wieder. Immer sprechen sie nur Hindi. Als ob sie nicht wüssten, dass ich ihre Sprache nicht sprechen kann. Ich denke, die machen das absichtlich. Vielleicht wollen sie gar nicht, dass ich sie verstehe und mitbekomme, über was sie reden. Oder, noch schlimmer, sie reden schlecht über mich.“

 

Diese Art zu denken könnte in mir Emotionen wie Trauer oder Wut hervorrufen. Konzentriere ich mich dann noch mehr auf das Negative und steigere mich eventuell hinein mit Gedanken wie z.B.:

 

„Die können mich eh nicht leiden.“

„Nie kann ich denen etwas Recht machen.“

„Das ist nicht fair, die könnten ruhig in Englisch sprechen, was soll das.“

„Die sind total unhöflich, ach was, regelrecht unverschämt.“

„Wieso grenzen die mich so aus?“

…, etc.

 

Schon brodelt es in mir. Meine Grundstimmung verfestigt sich in Frustration, Ärger und Trauer. Mir geht es schlecht dabei und bei der nächsten Gelegenheit eskaliert das Drama.

 

 

Mit einem gesunden Selbstbewusstsein und grundsätzlich positivem Denken dagegen, könnte ich folgende Wahrnehmung haben:

 

„Ist schon schade, dass ich sie nicht verstehe, aber es ist ihre Muttersprache und selbstverständlich sprechen sie diese. Wie könnte ich von ihnen erwarten, den lieben langen Tag Englisch zu sprechen. Ich bin so selten hier und dann immer nur für ein paar Tage. Außerdem weiß ich, dass Menschen von Natur aus „faul“ sind. Daher ist es ganz natürlich, dass sie ihre Muttersprache sprechen. In einer Fremdsprache zu reden ist anstrengend und jeder Mensch spart seine Energie für wichtige Dinge, wie eine Flucht- oder Kampfreaktion falls uns ein Säbelzahntiger angreift (im übertragenen Sinn geschieht das heute häufiger, als wir denken). Und da ich nun gerade hier zu Besuch bin, ist es wohl normal, dass mein Name in einem Gespräch fällt. In welchem Sinn das geschieht ist eine andere Sache.“

 

So konzentriere ich mich auf mich und bleibe ruhig und gelassen.

 

 

Stört es mich denn aktuell wirklich, wenn mein Name in einem Gespräch auftaucht, das in einer mir fremden Sprache geführt wird?

 

Nun gut, ich gebe zu, dass ich neugierig bin, sonst wäre ich wohl auch kein guter Coach, der die richtigen Fragen im richtigen Moment stellen kann.

 

Aber, macht es mir etwas aus, ärgere ich mich darüber oder macht es mich traurig?

 

Nein, es stört mich nicht.

 

Warum stört es mich nicht?

 

Darum!!!

 

Kleiner Scherz am Rande. Doch ich sage meinen Seminarteilnehmern oft, wenn Euch jemand fragt „Warum?“, antwortet einfach „Darum!“ ;-).

 

Es stört mich nicht, da ich denke, ich versuche immer mein Bestes. Ich bin freundlich, höflich und respektiere jedes Familienmitglied. Ob das für alle genug ist und/oder jeder mein Verhalten mag, liegt nicht in meinem Ermessen. Ich kann ihre Gedanken, Emotionen und Taten nicht beeinflussen. Ich kann mich nur um meine Gedanken, Emotionen und Taten kümmern.

 

Meine Beobachtungen, meine Ausbildung und Erfahrung der letzten 20 Jahre hat mir gezeigt, dass wir unsere Welt alle in unserer eigenen Art wahrnehmen. Wir nehmen ein Ereignis, fügen unsere Gedanken und Emotionen hinzu. Wie dem auch sei, wenn wir unsere Ereignisse auf diese Art und Weise wahrnehmen, können wir alle möglichen Missverständnisse kreieren und somit auch Schmerz und Leid – Drama.

 

 

Je mehr Aufmerksamkeit Du einem Gedanken gibst, je mehr Fokus Du darauf legst, desto stärker manifestierst Du diesen Gedanken und bringst ihn zum Leben. Du beziehst Dich auf diese Wahrnehmung, als ob es tatsächlich auch in der objektiven Welt genau so geschieht. Das Verzwickte daran ist, dass niemand außer Dir über Deine Gedanken, Deine Wahrheit, Deine Welt Bescheid weiß. Deine Gedanken existieren außerhalb Deines Kopfes nicht. Sie sind nicht Teil der für alle wahrnehmbaren Welt. Deine interne Welt ist privat und kann von niemandem sonst wahrgenommen werden. Es ist Deine private Bühne. Somit berührt Deine Wahrnehmung, Deine Realität, Deine Welt auch niemanden sonst auf irgendeine Art und Weise.

 

Es kann ziemlich beängstigend sein, zu realisieren, dass Du die einzige Person bist, die in Deiner eigenen Welt, von Deinen Gedanken und Emotionen erschaffen, lebt. Diese Wahrheit zu erfahren kann jedoch Deine Chance sein, Dich das Folgende zu fragen:

 

„Ist das wirklich wahr?“

 

Das ist eine meiner Lieblingsfragen. Sie ist Teil von Katie Byron „The Work“. Du kannst diese Frage auf alle Gegebenheiten in Deinem Leben anwenden. Was auch immer passiert, was auch immer Du erlebst und wahrnimmst, was auch immer Du denkst und fühlst, nimm ein paar tiefe Atemzüge und dann frage Dich:

 

„Ist das wirklich wahr?“

… und dann frage Dich …

"Kann ich sicher sein, dass das die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit ist?"

 

Wenn Du Dir diese Fragen aufrichtig beantwortest, kannst Du Deine Art zu denken ändern und ein stressfreies und ausgeglichenes Leben leben.

 

Es liegt in Deinen Händen, eigentlich in Deinem Geist, Deinem Denken, Deine Welt zu verbessern. Du entscheidest auf welche Gedanken Du Dich fokussierst. Du schreibst Deine Lebensgeschichte. Du kreierst Deine Realität. Du kreierst Deine Welt. Wie großartig ist das denn?!

 

Ich gehe nun zu meiner nächsten und gefühlt zehnten Mahlzeit heute und überlasse Dich Dir selbst, um über das Obige nachzudenken und es zu verdauen.

 

Ich bin so neugierig, was Du denkst. Bitte lass es mich wissen.

 

Ich sende Dir Licht und Liebe.

 

Lass es Dir gut gehen, Deine

 

 

Sibylle

 

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